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Über Mexiko nach Deutschland – Heimreise

Hola Mexico! Mit dem Flugzeug und dem Fahrrad an Board komme ich aus Ecuador. Wir sind wieder hier. In der Kiteschule in Ikarus auf der Landzunge von Isla Blanca in der Nähe von Cancun wird die Hängematte wieder ihr zu Hause unter einem Strohdach in mitten der Natur neben dem karibischen Meer finden. Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen. Die Kitelehrer-Mannschaft findet sich wie in der IMG-20180115-WA0001letzten Saison, wie vor einem Jahr, zusammen. In der Küche (siehe Bild) ist immer Platz. Wieder Wind um die Ohren zu haben, ein Brett unter den Füßen (mittlerweile kann ich das scharfe s wieder verwenden, da ich mich in Deutschland befinde…) und die Kraft des Kites zu spüren habe ich vermisst. Die Kiteunterrichtstunden machen richtig Spaß und das Team wächst prächtig zusammen. Die Zeit ohne Kite hat viel Vorfreude auf den Wassersport geschaffen sowie oder vorallem Anderen diese Leidenschaft näher zu bringen. Doch die zweieinhalb Monate in Mexiko dienen auch dafür sich auf die Heimat vorzubereiten und die Reise abzurunden. Was habe ich in den letzten 30 Monaten gemacht? Was wird mich in Deutschland erwarten? Was wird das Leben bereit halten? Seine eigene Wichtigkeit und vorallem Unwichtigkeit IMG-20180105-WA0003einzuordnen? Eines ist sicher, die Palmen in Mexiko auf Isla Blanca werden immer dort sein. Ich bin sehr dankbar diese Zeit erleben zu dürfen. Dankbar bin ich meinen Eltern, meiner Schwester, die mittlerweile Mutter ist, meinen Freunden, allen Menschen, die mir ein Lächeln am Wegesrand geschenkt haben, die mir die Richtung zeigten, die ihre Türe und ihr Herz geöffnet haben, die mir Essen gaben, einen Unterstellplatz wenn es regnete oder einen Platz für das Zelt hatten, die mir ein Ohr für ein Gespräch schenkten oder einfach nur ihre Aufmerksamkeit. Ich bin der Sonne dankbar, die mich wärmt und wärmte, den Klängen der Ukulele um mit den Menschen zu kommunizieren, dem Fahrrad „Steppenwolf“, das 12000 km durchhielt. Ich bin dem Wasser und den Wind dankbar, die die Grundlage für das Kitesurfen sind und mir in Form einer Einnahmequelle die Reise und die Zeit im Ausland ermöglichten.

Geschlossene Räume im Flughafen, die letzten Gesichter Lateinamerikas und das Verhältnis der deutschen Bevölkerung steigt. Die Luft im neuen Terminal 4 in Cancun wirkt künstlich und Wind weht auch keiner. Vor 5 Stunden war ich noch auf dem Jetski im karibischen Meer beim Kiteunterricht. Erneut war es eine tolle und lehrreiche Zeit in der Kiteschule Ikarus mit Freunden zusammen in der Natur zu leben und zu arbeiten. Bereits jetzt spüre ich, dass ich die spanische Sprache vermissen werde, weil ich mit diesem Vokabular lange verbunden war und positive Ereignisse verknüpfe. Im beinah leeren Boardingbereich verlieren sich die Klänge der Ukulele in der Weite des Gebäudes, verschiedener Hintergrundmusiken und in Gesprächen vereinzelnt wartender Personen und ich erinnere mich an eine Szene in Bogota der Hauptstadt Kolumbiens im Stadtteil Candela zurück – ein kolumbianischer „Speakers Corner“. Es sitzen bereits knapp 200 Menschen auf Treppenstufen und dem Boden eines öffentlichen Platzes und umrunden einen eloquenten Redner. Er erzählt von einem älteren Mann ….

Dieser ältere Mann erzählt und erzählt seine Geschichten über Jahre den Passanten und eines Tages sitzt er nur noch alleine da, es hört ihm niemand mehr zu. Die Menschen haben keine Zeit und kein Interesse mehr. Er wird gefragt warum er immer noch Geschichten erzählt, obwohl ihm offensichtlich niemand mehr zu hört. Der in die Jahre gekommene Geschichtenerzähler erwidert darauf, „ich erzähle nun nicht mehr die Geschichten für die Anderen, da mir ja niemand mehr zu hört, sondern ich erzähle meine Geschichten, damit ich mich selbst erinnere.“

… beim Ukulelespielen ertappe ich mich dabei umher zu sehen und zu bemerken, dass mir niemand zu hört, die Melodien verlieren sich im Raum. Aber vielleicht spiele ich, um nicht zu vergessen, was auf der Reise passierte.

Im Flugzeug der erste nähere Kontakt, „Als Erstes werden wir sehen, ob Platz für mein Handgepäckstück ist!!!“ schallt es mir von einem Landsmann entgegen als es darum ging die Fächer über den Sitzplätzen zu belegen. Ich wache auf das Display vor mir zeigt noch eine weitere Stunde Reisezeit an, die Reststrecke beträgt noch knapp über 1000km. Mit dem Rad würde das in flachen Gefilden mindestens 2 Wochen treten bedeuten. Ich bin gespannt wie die Fahrt mit dem Rad von München in die mittelfränkische Heimat bei den winterlichen Bedingungen verläuft. Der Wunsch wäre meine Familie und Freunde auf der Heimreise mit eine unerwarteten Besuch zu überraschen, denn niemand weiß wer da an der Türe klopfen wird. München, es ist 13.20 Uhr, die Sonne steht tief, es sieht draussen kalt aus und in meinem Haar hängen vielleicht noch einige Krümel Salz der Karibik. Bei der Ankunft in Deutschland fühlt es sich gut an zu wissen, dass img_20180116_090733-800x600.jpgman bleiben kann und keinen Gedanken daran zu verlieren, wann man bereits wieder ausreisen muss. In der ersten Nacht beherbergt mich meine ehemalige Mitbewohner Lore ganz herzlich. Danach geht es weiter nach Fürstenfeldbruck zu meinen ehemaligen Arbeitskollegen in die Schule. Auf dem Weg nach Augsburg komme ich in einen Schneesturm und werde ein wenig krank. Der Wind zieht mich fast in den Graben und im kleinen Gang geht es voran. Der vom Schneegestöber geriffelte Schnee auf der Fahrbahn knirscht. Kälte, Gegenwind und Schneefall bestimmen die Szenerie. Das Weiß sammelt sich an den Klamotten, Packtaschen und unter dem Schutzblech an. Wenig später lacht mich völlig durchnässt die Sonne an und es erscheinen blaue Stellen am Himmel. Ich IMG_20180117_125309-800x600erinnere mich an die Überquerung der Anden und die langen steigungsreichen Passagen sowie das wechselhafte Klima, während mir der heimatliche Gegenwind auf die Stirn trommelt. Von Augsburg nehme ich den Zug in die mittelfränkische Heimat um 100 km zu überbrücken, da ich sonst voraussichtlich sehr krank angekommen wäre. In Allersberg empfangen mich meine Kitekollegen und Freunde. Gerne wäre ich eine größere Runde gefahren um weitere wichtige und langjährige Freunde zu besuchen, doch das wird nun mit einem anderen Verkehrsmittel geschehen. Den letzten Radltag genieße ich sehr. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt taut der Schnee langsam ab. Den Duft der Kälte habe ich vermisst. Das Klima prägt uns mehr als wir wahrhaben wollen. Unser Sein hängt davon ab. Anstatt bei milden Temperaturen befinden sich die Nordeuropäer in der Winterzeit hauptsächlich in Gebäuden. Dieser Umstand wirkt sich auf unser Sozialverhalten und auf unser Gemüt aus. Das planerische Element des Abendlandes speist sich auch aus diesem Umstand, dass sich unsere Vorfahren fragen mussten „Was essen wir im Winter? In den Breitengraden um den Equator tritt diese Frage eher in den Hintergrund. Als ich an einer Sägemühle vorbeifahre kommt mir der Geruch der beheimateten Hölzer in die Nase. IMG_20180121_135717-800x600Ich spüre Motivation in den Adern, als ich an die Ankunft denke.
Die Reifen ziehen eine Spur durch den Schnee, die in Richtung Heimat führt. Je näher ich mich meinem Heimatdorf Leuzdorf annähere, desto mehr Erinnerungen erscheinen mir vor dem geistigen Auge und ich bin auf die Ankunft mindestens genauso gespannt wie bei der Abfahrt auf das, was damals vor mir lag. Eine neue Reise beginnt.

Cuando llegas al final de que no se allá te encontraras al principio otra vez

(Kommst Du am Ende von etwas an, wirst Du Dich dort am Anfang wieder finden.)

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