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Kanaren – Als Fremder gekommen, als Freund gegangen

Ich freue mich auf Kuba. Ein neues Land kennenzulernen. Einen weiten Schritt in einen neuen Kontinent zu machen. Ich freue mich zu sehen wie die Menschen dort leben, was sie beschäftigt, was sie traurig und fröhlich macht und was wichtig für sie in ihrem Leben ist. Auch freue ich mich wieder auf eine neue Rolle, wenn ich in Kuba bin. Unvermeidlich tritt dieses soziale Phänomen (Rolle) auf. Besonders bemerke ich es, wenn ich mich länger am gleichen Ort aufhalte. Nach kurzer Zeit füllt man durch seine Fähigkeiten oder Nicht-Fähigkeiten Aufgabenbereiche aus. Tätigkeiten und oder auf hochdeutsch Kompetenzbereiche definieren das Rollenverständnis, das sich durch den Ortswechsel auflösen wird. Der Blick für das, was man als bedeutend, wertvoll und wichtig erachtet, wird sich wieder ändern. Der Faktor Zeit, denn darin bin ich im Moment wieder reich wird mir dabei helfen die Gedanken wieder frei zu haben für Neues und nur sein persönlicher Rucksack mit Erfahrungen, Kenntnissen, Interessen und Vorlieben begleitet einen.

Vor einigen Tagen hatte ich meinen letzten Arbeitstag in der Kiteschule. Danach habe ich gemerkt, wie die ganze Verantwortung und das Involviert sein in diese Tätigkeit von mir abgefallen ist und sich der Blick für andere Dinge in meinem Umfeld öffnete. Und zwar wieder für ganz einfache Dinge wie, in Ruhe zu lesen, zu kochen, Zeit zu haben, in den Tag zu leben. In der Langsamkeit bemerkt man wie sehr man eigentlich beschleunigt ist. Wieviel Aufgaben man sich für jeden Tag vornimmt – ganz nach dem römischen Zitat „Wer schnell geht ist ein Sklave“.

p1010416Kurz vor meiner Abreise kamen mich meine Eltern besuchen. Dank Andrea meiner Arbeitskollegin konnten meine Eltern eine Woche in ihrer Dachgeschoßwohnung mit fantastischen Blick aufs Meer nächtigen. Nach mehr als einem Jahr sehen wir uns wieder und haben Zeit uns auszutauschen, zu kochen, Ausflüge zu unternehmen und die Insel zu erkunden. Vielen Dank für Euren Besuch, die Vertrautheit und die schönen Tage!

Fahrradputztag(e)
Fahrradputztag(e)

Der Sand der bisherigen Reise sitzt in den kleinsten Ritzen des Fahrrads fest. In den Schrauben der Bremsenbefestigung, in der Ritzelkasette, im Umwerfer, im Schaltwerk, unter dem Sattel…. und auf dem Boden sammelt sich ein Dreckhaufen an. Zwei Tage bedarf es um das Rad in einen reisefähigen Zustand zu bringen. Neue Felgen, da die alten komplett oxidiert waren. Neue Kette, da die alte verrostet und schwergängig war. Neue Ritzel und viel Pflege helfen dabei.

fullsizerenderNordwind trifft in Corralejo ein. Doch Lust zum Kiten möchte nicht so recht aufkommen, da die Zeichen auf Abschied stehen. Die Satteltaschen sind gepackt und festgezurrt. Das Rad steht abfahrbereit neben der Kiteschule. Dort wo ich vor zehn Monaten ankam und niemanden kannte. Gerade habe ich mich verabschiedet von den gewonnenen Freunden. Menschen, von denen ich viel gelernt habe, mit denen ich viel Zeit verbracht habe und die ich lieb gewonnen habe. Ein Gefühl der Traurigkeit macht sich allerdings noch nicht breit. Ich freue mich über die Zeit, die ich hier verbringen dürfte, über die Dinge, die ich lernen konnte, über die Freundschaften, die entstanden sind, über das Leben im Bus, das ich erfahren konnte und auch über den neuen Raum, den mir der Abschied gibt. Einen unbestimmten, ungeplanten, nicht terminierten, nicht besetzten Raum, der frei ist für neue Interessen, Begegnungen und Erfahrungen.

Die ersten 60 Kilometer bis in die Hauptstadt nach Puerto del Rosario waren schwer. Der Metabolismus des Körpers muss sich erst wieder an das Anforderungsprofil Rad fahren anpassen. Durch den Sand stampfen, auf dem Brett stehen und den Kite flie

Bis bald Andi und Adriel!!!
Bis bald Andi und Adriel!!!

gen beanspruchen eben andere Muskelgruppen und bedürfen einer anderen Energieversorung. Am Abend treffe ich mich mit Andi und Adriel zu einem Kinobesuch. Gleichzeitig bringen sie mir auch einen Karton für das Fahrrad mit, damit ich am nächsten Tag eine Schachtel zum Verpacken habe. Vielen Dank für Eure Unterstützung!

Am Flughafen sitze ich im Boarding-Bereich und schaue aufs Meer. Vor dem geistigen Auge sehe ich, wie wir Kiteunterricht vom Boot mit Andrea geben, sehe das Gesicht von Kuky als wir uns in seinem Haus am hölzernen Tisch unterhalten, sehe Petra hinter dem Tresen in der Kiteschule die Arbeit planen, sehe Alessandro als er sich eine Zigarette in der Banana-Bar dreht, sehe Adriel als er in seiner Werkzeug Bretter repariert, fühle den Wind auf der Haut als wir Kitestunden am Strand geben, sehe Santi sein Boot in den Hafen in Cotillo fahren, sehe Rosella lachen mit Petra, sehe Borja entspannd in die Kiteschule schlendernd, sehe Carmen und Inaki als sie mir mitteilen, dass sie ein Baby bekommen, sehe uns gemeinsam Kitesurfen, sehe Adri, Jordi und Matchu als wir gemeinsam grillen, sehe Nicola in seiner Werkstatt Kites reparieren, sehe Hugo lachend in Redshark und sehe Cuchillas seinen bus fahrend. Ich werde Euch vermissen.

Der Tag war anstrengend genug. Fahrrad in Fuerteventura am Flughafen einpacken, dann wieder auspacken, umpacken. Nach drei Stunden war das Fahrrad dann eingecheckt. In Madrid angekommen kam ich mir vor wie ein Insulaner. Warum lebt man in einer Stadt mit so vielen Menschen? Verkehrschaos und riesige Menschenmengen in der U-Bahn beschleunigen einen ungemein. Obwohl sich so viele Menschen begegnen grüßt sich niemand. Jeder ist für sich und die Anonymität der Großstadt schlägt zu. Doch die ersten Bäume nach Monaten ohne grün taten den Augen gut. Das Rad gab ich bei der Gepäckabgabe ab und machte mich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf in die Innenstadt.

Herzlicher Empfang von Jose und Jorge in Madrid.
Herzlicher Empfang von Jose und Jorge in Madrid.

Ein ehemaliger Kiteschüler bat mir an bei ihm zu übernachten. Wir vereinbarten eine Woche vorher, dass ich gegen 20 Uhr bei ihm aufkreuzen werde. Das Handy hatte ich auf Fuerteventura bei der Kiteschule abgeben, da es nur zum Arbeiten diente. Als ich nun an der Tür von Luigi klingeln wollte, fand ich seinen Namen nicht. Im Erdgeschoss, stand eine Wohnungstür offen und ich fragte durch den Schlitz ob ihr ein Lugi kennt. Ich solle das unbeschriftete Klingelschild Nr. 2A betätigen, dort könnte ein Italiener in einer spanischen Wohngemeinschaften wohnen. Jose einer seiner Mitbewohner begrüßt mich im 2. Stock. Heißt mich willkommen und stellt mir gleich Jorge vor. Luigi, der mich eigentlich eine Schlafmöglichkeit im Wohnzimmer angeboten hat, musste kurzfristig beruflich verreisen. Jose und Jorge, die ich seit zwei Minuten kenne, stellen mir die komplette Wohnung zur Verfügung und baten mir von Dusche bis Marihuana und Wein alles an. Da beide schon Dates am Abend hatten und ich totmüde war, blieb ich mit Furia, dem Hausdackel allein in der Wohnung. Danke für die unglaubliche Gastfreundschaft.

Hier gehts zur aktuellen Bildern: https://windtrampdotorg.wordpress.com/2016/09/27/fuerteventura-bilder-als-fremder-gekommen-als-freund-gegangen/?preview_id=1209&preview_nonce=1560afc6dd&post_format=gallery&_thumbnail_id=-1&preview=true

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