Es war irgendwie immer klar, dass es weiter geht. Ich musste mich nicht grossartig motivieren am Morgen auf den Sattel zu steigen. Aber in der letzten Zeit machte mir die Radreise keine wirkliche Freude mehr. Obwohl ich ohne Pläne gut ausgekommen war, fing ich an darüber nachzudenken, wo ich wann sein werde und hörte weniger auf meine innere Stimme und die Eigendynamik des Vorhabens. Ja, es fühlte sich zwischenzeitlich so an, als ob die Reise vorbei ist. Ich war in letzter Zeit kraftlos, teils orientierunglos und es wurden statt Umwege die kürzesten Strecken angepeilt. Generell ist eine Fahrradreise etwas Normales. Für einen Selbst sollte es allerdings etwas Spezielles sein. Es schien normal immer voran zu kommen. Und durch das Erzählen meiner Geschichte, des Weges und jeden Tag andere Landschaften zu erkunden und neue Menschen zu treffen, fühlte sich die Unternehmung täglich etwas normaler an. Wenn es kein künstliches Aufrechterhalten von etwas sein soll, dann muss man ehrlich zu sich selbst sein. Wenn der Bauer keinen Sinn mehr darin sieht auszusäen und zu ernten oder der Künstler keine Bedeutung in der Erstellung seiner Gemälde mehr sieht, dann ist er auf Dauer nicht mehr er selbst und nicht mehr glücklich. Vielleicht ist man dann nur eine Abbildung und Projektionsfläche der Anderen. Denn die Früchte und das Gemüse, das der Bauer mit Freude erntet machen ihn zum Bauern sowie die Gemälde, die den Künstler selbst darstellen und zum Künstler machen. Bei der Reise ist es der individuell zurückgelegte Weg, unabhängig davon mit welcher Geschwindigkeit man sich bewegt, die den Reisenden zum Reisenden machen. Die Reise macht einen, auch wenn man denkt man macht eine Reise.
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